Authentisch sein? Ich kann doch nicht sagen, was ich wirklich denke?!
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Zugegeben, so wichtig authentisch sein auch ist – manchmal wäre es zumindest kurzfristig gesehen wenig hilfreich. Aber wir verschanzen uns nur allzu gern hinter Ausreden, wenn wir eigentlich zu uns und unserem Innenleben stehen sollten.
Viel zu oft schlucken wir hinunter, oder können gar nicht erst fühlen, was Ausdruck finden möchte. Wir könnten uns schließlich in eine peinliche Situation bringen, wir könnten uns verletzlich machen, oder jemanden verärgern.
Das darf nicht passieren!
Wir brauchen Harmonie. Möglichst immer und überall. Authentisch sein ist da gefährlich.
Deshalb legen wir uns verschieden Strategien zurecht, die uns helfen sollen, möglichst ungestörte Beziehungen pflegen zu können. Diese Strategien entstehen meist aus Krisen-Modi heraus, in Zeiten der Bedrängnis.
Als Baby konnten wir gar nicht anders als authentisch sein, aber durch soziale Einflüsse erlernen wir verschiedene Muster und Strategien, die uns helfen, in unserem Umfeld zurechtzukommen. Je nachdem, ob unsere Bezugsmenschen authentisch sein können oder nicht, übernehmen wir vieles von ihnen.
Wir testen also, was mit unserer Persönlichkeitsstruktur im jeweiligen Umfeld klappt.
Funktioniert es für uns besser, einfach ruhig zu sein und alles für sich zu behalten?
Erlernen wir die Strategie, etwas vorzuspielen, was nicht ist?
Versuchen wir, uns zurückzunehmen und explodieren dann regelmäßig?
Fliegen wir davon, weil wir keinen Boden unter den Füßen haben?
Oder gehen wir auf Konfrontation, rebellieren und provozieren wir gezielt, da wir sowieso nichts richtig machen können?
Unsere Strategien helfen und beschützen uns, es sind Krücken. Krücken, die wir irgendwann wieder loslassen können.
Deshalb ist es wichtig, von Zeit zu Zeit einen Reality-Check durchzuführen.
Ist mein Verhalten noch angebracht? Ist es zeitgemäß, im Sinne von, hat es tatsächlich mit der jetzigen Situation zu tun? Oder kann ich schon authentisch sein?
Denn häufig bleiben Strategien erhalten, ohne uns jemals bewusst geworden zu sein. Oft haben sie ihr Ablaufdatum bereits erreicht. Unser Körper, unser Unterbewusstsein, unsere Gefühlswelt – alle laufen auf Krücken, obwohl wir vielleicht schon groß, stark und unabhängig geworden sind.
Authentisch sein ist schwer, wenn man keine Vorbilder hat.
Oft verhalten wir uns im Erwachsenenalter noch so, als müssten wir Mama und Papa freundlich stimmen, um gut versorgt und nicht der Herde verstoßen zu werden. Wenn Eltern nicht wissen, dass sie die Erwachsenen sind, und die Verantwortung für ihr eigenes Wohlergehen, sowie das ihrer Kinder tragen, entstehen auch bei den Kindern Missverständnisse.
Besonders in der schwarzen Pädagogik wurde Kindern erklärt, sie wären schuld, wenn etwas Schlechtes passiert.
Erbsünde und Schuld kennen wir auch aus dem Christentum, und dieses Weltbild bringt uns bei, uns grundsätzlich als minderwertig und schlecht zu empfinden. Wir können dann im Grunde nur noch danach streben, diese schambehaftete Minderwertigkeit zu vertuschen, auszugleichen oder uns – meist unbewusst – gegen diese Bürde zu wehren.
Wir wollen nicht authentisch sein, wollen nicht wir selbst sein, sondern besser. Jemand, den man lieben kann.
Diese Scham und das Sich-Falsch-Empfinden hat besonders viel Raum in der Sexualität, und treibt dort in Folge allerlei Blüten.
Leider zeigen sich teils auch Probleme bei denen Eltern, die die Problematik erkannt haben. Sie wollen, dass ihr Kind sich wertvoll und gewürdigt erlebt, was gut und wichtig ist, vergessen dabei aber auf sich selbst und werden somit wieder zum scheinbaren Opfer des Kindes, wollen sich ihre ablehnenden Gefühle aber nicht erlauben, was zu Verwirrung auf beiden Seiten führen kann.
Auch unser Körper speichert diese verzerrte Wahrnehmung der Welt ab, und zeigt es unter anderem in Form von Anspannung.
Wir wissen, wie unser Muskeltonus sich verändert, wenn wir aufgeregt und ängstlich sind. Und wie weich wir im Vergleich sind, wenn wir uns sicher, aufgehoben und entspannt fühlen.
Versetze dich am besten kurz in eine Situation, in der du dich durch und durch wohlgefühlt hast, in der du ganz authentisch sein konntest. Fühle die Wärme, das Wohlgefühl, das deinen Körper durchströmt, und genieße diesen Zustand. Sind dein Brustkorb und deine Atmung frei? Wie fühlen sich die Muskeln in Armen und Beinen an? Wie fest ist dein Rücken?
Versetze dich dann in eine unangenehme Situation, in der du Angst hattest oder dich bedroht gefühlt hast. Spüre, wie alles stockt, sich bereit macht zu Kampf oder Flucht, oder wie dein Bewusstsein in einem gelähmten Körper eingesperrt ist.
Frage dich auch jetzt wieder: Sind dein Brustkorb und deine Atmung frei? Wie fühlen sich die Muskeln in Armen und Beinen an? Wie fest ist dein Rücken?
Gehe jetzt wieder aus dem unangenehmen Gefühl heraus, mache dir bewusst, dass es vorbei ist. In der Wirklichkeit bist du jetzt sicher, jetzt ist so weit alles gut. Gehe nochmal in das Wohlgefühl, bevor du weiterliest.
Fertig?
Sicher hast du eindrückliche Unterschiede feststellen können. Bestimmt hast du bei der Weite deines Brustkorbs und folglich der Atmung bemerkt, wie hier alles ins Stocken gerät.
Kennt dein Körper wie es ist, sich unsicher zu fühlen und deshalb kein Wort mehr hervorzubringen? Oder nur noch zu stottern? Gepresste Stimme, wütendes Beben? Nervöses Kichern, das die Spannung etwas abbauen möchte?
Wenn die Anspannungen stark aktiviert werden, nehmen wir sie oft gut wahr. Dass uns vieles davon allerdings auch im Alltag begleitet, wie ein Hintergrundprogramm am Computer, das merken wir nicht.
Ich hatte zum Beispiel Skype erlaubt, im Hintergrund zu laufen, obwohl ich es fast nie brauche. Es fraß also minimal Arbeitskapazität und Datenvolumen, ohne dass ich etwas davon merkte. Es war mir zwar vor ein paar Wochen nützlich, aber seitdem habe ich es eigentlich nicht gebraucht.
Hätte mir jemand geschrieben, wäre das Fenster von sich aus aufgeploppt. Hätte ich jemanden kontaktieren wollen, hätte ich das Programm geöffnet.
So funktionieren oft auch die Programme in unserem Bewusstsein.
Sie laufen versteckt im Hintergrund, verbrauchen unsere Kapazität und ploppen manchmal aus dem Nichts auf.
Wir wissen nichts davon und fühlen uns teils machtlos, ausgeliefert.
Deshalb kann es sehr sinnvoll sein, sich selbst zu beobachten und gründlich kennenzulernen.
Hinweis: Je nach Intensität der Empfindung kann es durchaus sinnvoll sein, sie in geschütztem, gerne auch therapeutischem Setting zu ergründen, bzw. sich vorher positive Anker anzutrainieren. Da Düfte ungefiltert auf unser emotionales Zentrum und durch den zusätzlichen Sinnesreiz im Grunde dreifach wirken, empfehle ich inzwischen auch häufig das bewusste Setzen von Duft-Ankern*, idealerweise mit eigens kreierten Duftmischungen.
Vor allem auch das Pendeln** zwischen angenehmen Zuständen und traumatischen Erinnerungen kann eine sinnvolle Strategie sein, dem Monster die Zähne zu ziehen.
Wann fühle ich mich wirklich wohl? In welchen Situationen nehme ich eine hintergründige Anspannung wahr? Wann nehme ich deutliche Anspannung wahr?
Im nächsten Schritt ist spannend, welche Körperreaktionen wir im Detail erleben. Nicht jeder Auslöser bringt die gleichen Empfindungen.
Krampft sich mein Magen zusammen? Schnürt es mir die Brust zu? Stehen meine Beine unter Strom? Möchte mein Kopf explodieren?
Danach kann ich analytisch in die Vergangenheit gehen:
Woher kenne ich diese Empfindung? Wann hatte ich sie das letzte Mal? Wann davor? Und wann zum ersten Mal? Welches Muster, welche Geschichte, welcher alte Schmerz wird hier aktiviert?
Oder ich gehe in der Welt der Empfindungs-Bilder:
Wie sieht das aus, was ich da wahrnehme? Welche Form hat es? Welche Farbe? Wie groß ist es? Ist es weich oder fest? Was ist um es herum?
Sobald wir mehr Bezug zu den Empfindungen haben, können wir unsere emotionale Reaktion oft auch vom scheinbaren Auslöser trennen. Denn manchmal erinnern uns Geschehnisse im Außen nur daran, dass es in uns noch Themen gibt, die wir bisher noch nicht abschließen konnten.
Wenn wir uns das bewusst machen, und erst in uns gehen, bevor wir reagieren, haben wir oft die Chance, vergessene Anteile ins Bewusstsein zurückzuholen und zu integrieren.
Variante 1: Wir kommen zu dem Schluss, wir reagieren sehr stark auf einen sehr kleinen Auslöser, weil es in uns alten Schmerz gibt.
Ungelöste, überfordernde Themen ins Unbewusste zu drängen ist eine überlebenswichtige Strategie. Aber sie ist nur kurzfristig sinnvoll, langfristig macht sie krank. Es braucht unglaubliche Ressourcen, diese Themen nach unten zu drücken und oberflächlich alles andere am Laufen zu halten.
Daher mag es kurzfristig auch extrem anstrengend und belastend sein, sich irgendwann wieder damit auseinanderzusetzen, langfristig ergibt sich meiner Erfahrung nach aber mehr Leichtigkeit und innerer Frieden.
Beispiel Variante 1:
Jutta sitzt auf einer Bank. Sie ist normalgewichtig, fühlt sich aber zu dick. Jemand geht vorbei, deutet in ihre Richtung und sagt „Haha, schau mal das Schwein an!“
Jutta möchte jetzt ihren Schuh ausziehen und den Vollidioten heulend und kreischend damit verprügeln. Sie merkt aber, dass der Kommentar sie maximal irritieren würde, wenn sie nicht als Kind wegen Übergewicht gemobbt worden wäre.
Sie steht auf, um eine Freundin anzurufen.
Da fällt ihr das Graffiti auf einer Mauer hinter ihr auf. Es ist ein Schwein mit Flügeln und einer Pfeife im Mund.
Sie ist jetzt ziemlich froh, das mit dem Verprügeln gelassen zu haben, kann über die Situation lachen und ruft trotzdem ihre Freundin an, um sich auszuweinen, weil die Situationen von früher trotzdem hochkommen.
Ihre Freundin hört aufmerksam zu, gibt Juttas Schmerz Raum und bestätigt, dass die Leute damals gemein waren und sie für ihren Wert als Mensch hätten schätzen sollen. Sie sagt, was Jutta damals hätte hören müssen.
Nach dem Gespräch fühlt Jutta sich müde und erleichtert.
Variante 2: Wir kommen zu dem Schluss, wir reagieren auf einen aktuellen Auslöser angemessen, weil er uns jetzt real bedroht.
Nicht immer sind Auslöser unser ureigenes, persönliches Thema und schon gar nicht die eigene Schuld. Es gibt auch die Möglichkeit, dass unsere emotionale Reaktion angemessen ist.
In diesem Fall ist es absolut angemessen, klare Grenzen aufzuzeigen.
Beispiel Variante 2:
Mario macht häufig Überstunden. Einerseits kann er eine Lohn-Aufbesserung momentan gut brauchen, andererseits möchte er auch die zeitlich sehr knapp angesetzten Vorgaben einhalten. Er brennt nicht für den Job, macht ihn aber gerne.
Dann gibt es Veränderungen in der Chef-Etage, Budgets sollen gekürzt werden und Mario wird darüber informiert, dass seine Überstunden von jetzt an nicht mehr bezahlt werden sollen, er aber hin und wieder zusätzliche Aufgabenbereiche übernehmen solle.
Mario ist wütend.
Er nimmt sich Zeit, die Konfrontation zu verarbeiten und reflektiert.
Er hat gute Arbeit geleistet, und wird momentan angemessen bezahlt. So, wie es bisher lief, macht er gerne weiter. Aber erstens stört ihn, dass er vor vollendete Tatsachen gestellt und ihm suggeriert wurde, er solle noch froh sein, zweitens ärgert ihn, dass er zusätzliche Aufgabenbereiche übernehmen soll. Das will er nicht.
Am nächsten Tag sucht er das Gespräch und erklärt sehr bestimmt, dass er den Veränderungen nicht zustimmt. Er zeigt auf, wie er bisher gearbeitet hat, dass es gute Arbeit für angemessene Entlohnung war, und dass er nicht bereit ist, unter den veränderten Umständen zu arbeiten. Die Chef-Etage bespricht sich und entscheidet sich,
a) eine andere Lösung zu finden, um Kosten einzusparen. Mario ist ihnen als Mitarbeiter wichtig.
b) Mario zu kündigen. Das ist für Mario okay. Er möchte für seine Arbeit gewürdigt werden und ist sich sicher, bald einen neuen Job zu finden, in dem es ihm gut geht.
In beiden Beispielen ist die Würdigung für den Menschen als Ganzes der Schlüsselfaktor.
Wir fühlen uns am sichersten, wenn wir angenommen werden, wie wir sind.
Allerdings gibt es nur wenige Menschen, die uns bis hinter eine aufgebaute Fassade lieben und würdigen können. Oft müssen wir selbst die Bereitschaft mitbringen, die Fassade fallen zu lassen, authentisch sein und uns zeigen als das, was wir sind.
Die Angst davor, uns „nackt“ zu zeigen ist oft aber so überwältigend, dass es schier unmöglich scheint, das Risiko einzugehen.
Ich kann mich zum Beispiel noch erinnern, als ich mich einmal nach Jahren überwunden habe, meine Gefühle einem Mann gegenüber anzusprechen. Es waren gefühlte Todesängste, die ich ausgestanden habe. Für mich stand alles, was mir wichtig war, auf dem Spiel. Stunden der Vorbereitung haben 7 Sätze hervorgebracht, die ich abgezählt auswendig lernen musste, um alles für mich wichtige gesagt zu haben.
Spoiler-Alert: Ich habe überlebt.
Warum haben wir solche Angst?
Weil unsere Erfahrung ist, dass uns auf irgendeine Art Gefahr droht, wenn wir uns zeigen. Vermutlich wurden wir sehr oft beschämt, ignoriert oder verletzt, wenn wir uns zeigen wollten und Kontakt gesucht haben. Das muss nicht absichtlich geschehen sein.
Als Kind lernt man dann, dass es schlecht ist, sich zu zeigen, mit dem, was in uns vorgeht. Es ist gefährlich. Darum muss es abgeschnitten werden, damit das abhängige kleine Kind weiter versorgt und nicht verstoßen wird.
Oft werden wir erwachsen ohne zu merken, dass wir uns jetzt selbst versorgen können.
Das dürfen wir uns in jeder Situation bewusst machen, die uns als Übungsmöglichkeit geschenkt wird. Immer und immer wieder dürfen wir für uns sorgen, indem wir uns Hilfe holen, wenn wir sie brauchen, oder uns selbst den Halt geben, den wir damals nicht hatten.
Ich erwähne hier nochmal die Möglichkeit des Ankerns und der Unterstützung vor allem auch durch Düfte, die uns in überfordernden Situationen, idealerweise mit zusätzlichem therapeutischem Sicherheitsnetz, absichern können.
Die Erfahrung, dass wir jetzt sicher sind, dass wir erwachsen sind, und nun selbst für uns sorgen können und in der Lage sind, Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu meistern, halte ich für essenziell um glücklich zu sein.
Wenn ich weiß, was ich kann und wie stark ich bin, wie wertvoll ich bin – wer soll mir weh tun? Vor wem soll ich Angst haben? Was habe ich dann zu befürchten?
Sobald ich mich selbst mag, und bemerken kann, dass auch andere mich mögen, muss ich mich nicht mehr verstecken. Schritt für Schritt kann ich in verschiedenen, anfangs vor allem geschützten Umfeldern meine wahre Persönlichkeit zumuten, und mir selbst immer wieder die Erfahrung verschaffen, dass die Welt noch immer nicht untergeht.
Ich kann mich hemmungslos blamieren.
Nicht, weil ich unbedingt blöd dastehen will, sondern um mir zu zeigen, dass es danach einfach weitergeht. Ich breche ein Tabu, ich riskiere das Worst-Case-Szenario, riskiere Abfuhr, Peinlichkeit und Schmerz. Und genau dadurch mache ich mich frei.
Ich muss keine Angst mehr haben, weil es schon passiert ist. Es gibt keine Fassade mehr aufrecht zu halten.
Im Narrenfrei-Workshop von Autor Klaus Werner-Lobo mussten wir uns zeigen. Für mich am schönsten war die Anweisung, dass wir auf gar keinen Fall versuchen sollten, lustig zu sein.
Nichts ist peinlicher, als jemand, der versucht, lustig zu sein. Es tut oft weh, wenn man zuschauen muss.
Nichts ist schöner als jemand, der einfach da ist und zeigt oder gar überzeichnet, was gerade wirklich da ist.
Wir haben damals Tränen geweint und Tränen gelacht, wir waren still ergriffen oder wild und übermütig.
Wenn ich in solchen Räumen üben darf, dann wird es immer selbstverständlicher, mich zu zeigen, bis ich auch im Alltag authentisch sein, Dinge tun und sagen kann, die ich nie für möglich gehalten hätte.
Ich kann die wichtigen Dinge dann aus mir heraus sagen, weil ich sie ausdrücken möchte. Nicht, weil ich erwarte, dass nun auch jedes Anliegen erfüllt wird, oder gar um zu manipulieren.
Sollte ich mich zeigen, und eine unangenehme Reaktion erfahren, gehe ich zurück zum Start und fühle erst mal. Dann schaue ich, ob meine Gefühle in der Gegenwart zu Hause sind, oder aus der Vergangenheit kommen. Und auf dieser Basis ergibt sich, wie ich weitermachen möchte.
Es gibt im folgenden Prozess wahrscheinlich auch bei dir unglaublich viele Fettnäpfchen, soziale Eskalationen und Streit, solltest du dich für diesen Weg entscheiden. Vielleicht wenden sich manche Menschen von dir ab, weil sie zumindest momentan nicht mehr mit dir und deinem authentisch sein zurechtkommen. Es ist eine große Veränderung, wenn man klein war und dann aufsteht.
Aber ich sage dir, es lohnt sich.
Wenn wir uns selbst reflektieren, kann es anfänglich zu einem gewissen Ernst, vielleicht sogar Schwere kommen. Es ist anstrengend, sich selbst ständig zu beobachten und zu hinterfragen. Aber mit der Zeit baut sich sehr viel hintergründige Anspannung ab, wodurch man locker und entspannt wird, was das authentisch sein ganz selbstverständlich macht.
Nicht übertrieben locker, mit linkisch-flapsigen Bewegungen, die dann auch allerhand kaputt machen. Auch nicht mehr nervös kichernd, irritierende Scherze machend und übertreibend, sondern ruhig lächelnd oder laut lachend, aus dem Bauch heraus.
Bereit, ins Fettnäpfchen zu treten, weil es okay ist. Bereit, Grenzen zu setzen, weil ich es wert bin.
Plötzlich kann man unglaubliche Dinge sagen wie
„Ich möchte gern, dass du mich in den Arm nimmst.“
„Was du vorhin gesagt hast, hat mich sehr verletzt. Ich will nicht, dass du so mit mir sprichst.“
„Ich hab dich gern, aber ich brauche ein paar Wochen Abstand.“
„Nein, ich möchte nicht mit dir telefonieren.“
„Ich bin gerade sehr verunsichert. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Es tut mir Leid. Ich habe gesagt, ich werde dir helfen. Und jetzt merke ich, dass es mir zu viel wäre. Ich möchte zurückziehen.“
„Ich mag nicht, wie du zu diesem Thema denkst. Deine Ansichten in diesem Bereich verstören und verunsichern mich.“
„Stopp. Jetzt bin ich wichtig.“
Ich muss dann kein Theater mehr veranstalten, und mit dreißig so tun, als wäre ich eine verunsicherte Zwölfjährige, oder mit vierzehn so, als wäre ich eine Femme fatale. Muss weder süß, noch cool, noch beeindruckend sein, muss weder Opfer noch Held*in sein. Ich darf endlich ich, endlich wieder authentisch sein.
Ich bin einfach da und tue, was ich tue. Bis jetzt hat es gereicht, und das wird es weiterhin.
Aus zutiefst empfundenem Mitgefühl und Würdigung meiner selbst weigere ich mich, mich für meine Empfindungen und Wünsche zu schämen.
Ich habe Verständnis für mich und meine Schwächen, und ich weigere mich, mich dafür als minderwertig anzusehen, sollte das jemand von mir verlangen.
Wenn mein authentisch sein die Fassade anderer indirekt in Frage stellt oder zum Bröckeln bringt, werde ich weder absichtlich in der Wunde stochern, noch mich dafür schuldig fühlen.
Ich bin in Frieden mit mir.
Was ich mir wünsche, schicke ich in die Welt hinaus, und schaue, was passiert. Ich sorge dafür, dass es mir gut gehen kann. Es interessiert mich, wie es auch den anderen gut gehen kann. Ich möchte, dass wir in Kontakt und gemeinsam glücklich sind.
Am besten geht das, wenn sie sich selbst auch mögen, und authentisch sein üben.
Fühlst du dich bereit, wieder ganz du zu sein? Möchtest du wieder authentisch sein?
Da ich nicht Wasser predigen und Wein trinken kann, hier ein Projekt, das seit zwei Jahren nach draußen will und dessen Veröffentlichung mich Überwindung kostet – die ersten #LovesongsToMyself (<- klick!) sind online!
Sie passen thematisch ganz gut dazu, weil wir mithilfe solcher bekannten Lieder, die bereits liebevoll geprägt sind, unseren Verstand austricksen können.
Er kann sich dann nicht mehr gut dagegen wehren, dass man mit sich selbst liebevoll ist, indem man diese Lieder pllötzlich an sich selbst singt. Folglich erzählen wir uns, wie toll wir sind, und haben über die Verknüpfung des Liedes all die schönen Gefühle dazu. Probier es aus!
Gerne nehme ich dich in meinem gratis E-Mail-Kurs (coming soon, einfach im Newsletter eintragen) ein wenig an die Hand.
Abschließend erkläre ich noch Skills, die dich beim Prozess ins authentisch sein unterstützen können:
* Anleitung, um einen positiven Duft-Anker zu setzen:
Schritt 1:
Mach dir eine Mischung mit naturreinen ätherischen Ölen, die du so noch nicht verwendest, aber gern riechst. Neroli, Lavendel, Majoran oder Kamille (ich mag blau lieber als römisch, aber das ist individuell) würden sich beispielsweise als entspannende Düfte anbieten.
Orange, Mandarine und Grapefruit sind plätschernde Fröhlichkeit, Vanille, Benzoe und Tonka hüllen ein.
Vielleicht sprechen dich auch Weihrauch aus kontrollierter Wildsammlung oder Rosengeranie an, um dich auszugleichen.
Silbertanne, Vetiver, Atlas-Zeder aus nachhaltigem Anbau, Myrrhe aus kontrollierter Wildsammlung können Halt geben, oder du nimmst etwas scharfes, aktivierendes, wie Eukalyptus oder Pfefferminze, was dich ins Hier und Jetzt zurückholt.
Ich schlage vor, du denkst an dein Anliegen, und lässt deine Nase dann drei bis fünf Düfte aussuchen, aus denen du dir eine Mischung machst.
Schritt 2:
Schaffe angenehme Situationen, in denen es dir wirklich, wirklich gut geht.
Nimm dieses Wohlgefühl ganz bewusst wahr, und schnuppere dann ganz bewusst deinen Duft, den du in einem Riechstift vorbereitet hast, oder der im Diffuser angenehme Atmosphäre für deinen ganz persönlichen emotionalen Schutzraum erzeugt.
Wiederhole das über 2-3 Wochen immer wieder. Vielleicht kannst du es zum Beispiel am Ende deiner Yoga-Praxis integrieren, wenn du glücklich und entspannt auf deiner Matte liegst.
Schritt 3:
Wenn du dich bereit fühlst, kannst du jetzt deine schwierigen Themen anschauen. Halte deinen Duft bereit, um ich bei möglicher Überforderung mit dem verankerten Wohlgefühl zu unterstützen.
Ideal wäre, wenn du eine psychotherapeutisch qualifizierte Fachkraft hast, die dich durch den Prozess begleiten kannst, solltest du befürchten, es allein nicht zu schaffen.
** Anleitung zum Pendeln zwischen angenehmen und unangenehmen Empfindungen:
Schritt 1:
Sorge dafür, dass du Raum für dich hast, und es dir gut geht. Wenn möglich, versorge dich mit Möglichkeiten der Ablenkung oder halte Anker-Möglichkeiten wie einen Riechstift, mit dem du dich konditioniert hast, bereit.
Schritt 2:
Erzeuge Wohlgefühl in dir. Erinnere dich an angenehme Erlebnisse und fühle, was dabei in deinem Körper passiert ist. Lasse dich intensiv darauf ein.
Wenn du dich durchflutet, genährt und sicher fühlst, erinnere dich an dein Trigger-Thema. Es ist noch ganz weit weg, aber wenn du willst, kannst du dich jetzt annähern.
Schritt 3:
Stell dir dein Trigger-Thema vor, wie einen Teich.
Du kannst dich so weit nähern, wie sich für dich stimmig anfühlt. Wenn du willst, kannst du auch den Zeh hineinstrecken.
Leistungsdruck ist hier aber absolut unangebracht. Oberste Priorität ist, dass du dich zu jedem Zeitpunkt handlungsfähig und sicher fühlst. Nur darum geht es. Du sollst in dir fühlen, dass du am Steuer sein kannst, auch wenn große Themen da sind.
Egal, zu welchem Zeitpunkt du zurückgehen möchtest, tu es!
Es geht hier um die Erfahrung, dass DU bestimmst!
Du bestimmst, ob du dich deinem Trigger-Thema nähern willst, oder zurück in das Wohlgefühl willst!
Es ist nichts erreicht, wenn du dich zwingst, zu weit zu gehen und dich dann verlierst!
Im Gegenteil zeugt es von großer Kompetenz, wenn du früh genug zurückziehst!
Schritt 4:
Kurz BEVOR deine Abenteuerbereitschaft zu Angst wird, gehst du wieder in das Wohlgefühl zurück.
Das ist kein Weglaufen, sondern Selbstfürsorge.
Du musst dir auch keine Sorgen machen, dass dein Thema wegläuft. Es hat dich sicher schon eine Weile begleitet und wird voraussichtlich noch etwas bleiben.
Tanke ganz rücksichtslos wieder auf, nähre dich und festige dich.
Schritt 5:
Du kannst dich jetzt entweder wieder deinem Thema zuwenden, und schauen, wie weit du dich diesmal nähern möchtest, oder aufhören.
Du hast viel geschafft und kannst stolz auf deinen Mut sein!
Trainiere das Pendeln um deinem inneren Kind, deiner verunsicherten Psyche, deinen Traumata zu zeigen, dass du jetzt erwachsen bist und für dich sorgen kannst. Lass dich selbst erleben, wie schlau und kompetent du bist und hol dir Hilfe, wenn du es brauchst.
Auch das ist Selbstfürsorge und damit ein wichtiger Faktor beim authentisch sein.
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